Übernahme der NIKI durch IAG löst nach Ansicht des asr nur einen Bruchteil der Probleme

Die Allianz selbständiger Reiseunternehmen – Bundesverband e.V. kritisiert die aktuellen Entwicklungen rund um die NIKI Luftfahrt GmbH. „Natürlich begrüßen auch wir grundsätzlich, dass mit der IAG in kurzer Zeit ein Investor für NIKI gefunden wurde. So besteht Hoffnung auf eine baldige Wiederaufnahme des Flugbetriebs und den Erhalt vieler Arbeitsplätze in Österreich, Deutschland und anderen Ländern – doch was sich rund um die Insolvenz abspielt, ist erschreckend und enttäuschend für Passagiere und Touristikunternehmen“, erklärt Jochen Szech, Präsident des asr.

Der asr kritisiert die geschäftsführende Bundesregierung gleich mehrfach: „Erneut sind Tausende von Kunden gestrandet und erhalten keine belastbaren Informationen, wie es weitergeht“, kritisiert Szech die Untätigkeit der geschäftsführenden Bundesregierung in der Frage der Insolvenzabsicherungspflicht für Fluggesellschaften. Ebenso bemängelt er, dass es nach wie vor keine klare Rechtslage in solchen Fällen gibt: „Das Kommunikations-Chaos der Lufthansa rund um rabattierte Rückflug-Tickets abhängig vom Vertriebsweg zeigt den Bedarf einer rechtlichen Regelung für solche Fälle“, bemängelt Szech die Tatenlosigkeit der geschäftsführenden Bundesregierung. „Im August schloss sich Justizminister Heiko Maas der vom asr seit Jahren vertretenen Forderung zur Einführung einer solchen Regelung an“, blickt Szech zurück. Seitdem sind Monarch Airlines, Belair und jetzt NIKI insolvent geworden.

asr fordert weiter Insolvenzabsicherungspflicht für Fluggesellschaften

Der asr-Präsident stellt fest: „Absicherungspflicht? Fehlanzeige! Wir haben kein Verständnis mehr dafür, dass die Tatenlosigkeit der Politik auf dem Rücken der Passagiere ausgetragen wird, aber auch zu Lasten der Touristikunternehmen geht, die an dieser Entwicklung keine Schuld tragen!“. Ähnlich wie im Falle der Air Berlin müssen Reiseveranstalter auch jetzt erhebliche Mehrkosten tragen, um Kunden zurückzubefördern und erneut fällt für Tausende von Reisebüros erheblicher Mehraufwand an, um Kunden zu beraten und Alternativen zu suchen – Aufwand, für den sie nicht vergütet werden.

Reiseverband verwundert, über Einschätzung des Bund zur Entwicklung

Der asr ist verwundert, dass man seitens der Politik diese Entwicklung nicht hat kommen sehen: „Die Einschätzung von Bund, Lufthansa und Air Berlin, dass der NIKI-Deal wettbewerbsrechtlich keine Probleme machen werde, zeigt, in welcher Filterblase die dominante Lufthansa lebt und wie sehr sich unsere Politiker auf deren Aussagen verlassen, statt auch andere Stimmen zu hören“, analysiert der asr-Präsident die jüngste Entwicklung. „So besteht jetzt, beim Kaufpreis von nur 20 Mio. Euro, zusätzlich noch die Gefahr, dass der 150-Millionen-Kredit, den die Bundesregierung der Air Berlin gewährte, eben nicht oder nicht vollständig zurückgezahlt werden kann.“

Das Konstrukt, über den Verkauf von Slots der Tochter NIKI den Überbrückungskredit an die Muttergesellschaft Air Berlin zu refinanzieren, ist aus Sicht des Verbandes keinesfalls überraschend zusammengebrochen, so Szech. „Das war von Anfang an fragwürdig und entlarvt die Naivität mit der Bund, Air Berlin und Lufthansa das Thema angingen. Gewinner: Die Luft-hansa mit einem Aktienkurs auf Rekordhoch. Verlierer: Steuerzahler, Passagiere, Reiseveranstalter, Reisebüros – und im Ergebnis noch immer keine Absicherung für die nächste Airline-Pleite“, bilanziert Szech enttäuscht die Fehlentwicklung der letzten vier Monate.

Der asr hat daher die Insolvenz der NIKI zum Anlass genommen, die Abgeordneten des Deutschen Bundestags einzeln und per Brief erneut für das Thema zu sensibilisieren, in der Hoffnung, dass die neue Bundesregierung diese Aufgabe zeitnah und mit der aus Sicht des Verbandes gebotenen Dringlichkeit und Konsequenz angeht.

Information: 02.01.2018
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