Mittelstandsverband bemängelt einseitige Ausrichtung auf Incoming
Pressemitteilung 06.11.2019
Die Allianz Selbständiger Reiseunternehmen – Bundesverband e.V. (asr) kritisiert die Nationale Tourismusstrategie der Bundesregierung. Anlässlich der für Freitag hierzu angesetzten Debatte im Bundestag fordert der Mittelstandsverband umfangreiche Nachbesserungen.
Der asr bemängelt insbesondere, dass die 46 „Empfehlungen“ umfassende Themenliste der Koalitionsfraktionen zu sehr auf den nationalen Tourismus sowie den Incoming-Tourismus nach Deutschland ausgerichtet sei. asr-Präsident Jochen Szech kritisiert: „Nur zwei der 46 Punkte – die anstehende Evaluierung der Pauschalreiserichtlinie und Emissionsreduktionen in der Kreuzfahrtbranche – bilden den wirtschaftlich so bedeutenden Outgoing-Sektor ab.“ Es erschließe sich dem Verband nicht, warum sich tourismusferne Themenfelder wie Städtebau, Wohnraumüberlassung an Arbeitnehmer und sportliche Großevents auf der Liste der mit Haushaltsmitteln zu unterstützenden Aufgaben finden – gleichzeitig aber der Outgoing-Tourismus nur am Rande angeschnitten wird.
Szech befürchtet eine Quer-Subventionierung: „Die Erhöhung der Luftverkehrssteuer und der Zufluss dieser Gelder in den allgemeinen Steuerhaushalt lassen nur den Schluss zu, dass der Outgoing-Tourismus alles finanzieren soll, was sich das Etikett ‚Tourismus im ländlichen Raum‘ auf die Broschüren klebt.“ Der asr begrüßt in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Initiative LuftFAIRkehrssteuer von BDL und DRV und fordert die Branche auf, sich an der Aktion aktiv zu beteiligen.
Der asr-Präsident verweist auch auf Thomas Cook: „Wer immer noch nicht begriffen hat, wie stark der Tourismus international vernetzt ist und welche wirtschaftlichen Schockwellen eine solche Insolvenz in Europa und darüber hinaus auslöst, sollte sich zuerst mal mit der internationalen Wirtschaftsleistung des Outgoing-Tourismus befassen.“ Szech weiter: „Stattdessen prahlt die GroKo mit unseren Arbeitsplätzen in ihren Strategiepapieren, ignoriert dann unsere Anforderungen aber doch komplett.“
Die Thomas Cook- Insolvenz hat bei Reisebüros unverschuldet Provisionsausfälle in teils sechsstelliger Höhe verursacht. Auch hier bemängelt Szech die Reaktionen der Bundesregierung: „Wer – wie Bundesminister Altmaier – unsere Forderung nach staatlicher Hilfe an das Verbraucherschutzministerium verweist, aber den Deutschland-Takt der Bahn und die Umsetzung des Aufenthaltsgesetzes als Teil der Tourismusstrategie sieht, kann nicht auf Verständnis und Unterstützung weiter Teile der Branche hoffen.“
Für die Bundestagsdebatte am Freitag fordert Szech daher alle Abgeordneten auf, den Antrag in seiner derzeitigen Form abzulehnen und zur Nachbesserung an den Tourismusausschuss zurückzuverweisen: „Wir werden sehr genau beobachten, wer hier sach- und inhaltsbezogen abstimmt und wer ein völlig unzulängliches Papier einfach abwinkt.“