Die asr Allianz Selbständiger Reiseunternehmen – Bundesverband e.V., kritisiert die Untätigkeit der Europäischen Kommission in der Frage der sogenannten GDS-Gebühren.

Auslöser der Kritik ist der Aufpreis, den Lufthansa von ihren Vertriebspartnern erhebt, wenn diese eines der seit Jahrzehnten in der Luftfahrt etablierten, globalen Vertriebssysteme (GDS) nutzen, um Lufthansa-Flüge zu buchen, statt der von Lufthansa favorisierten direkten Anbindung. Dieser als GDS-Gebühr bezeichnete Aufpreis, wurde jüngst auch von British Airways und Air France-KLM in Deutschland eingeführt.

Die Überprüfung, inwieweit das von der Deutschen Lufthansa 2015 eingeführte Entgelt überhaupt rechtmäßig ist, liegt seit 2015 zur Überprüfung in Brüssel an.

„Es ist nicht hinnehmbar, dass die EU-Kommission es in zwei Jahren nicht schafft, zu irgendeiner Aussage zu kommen, zumal das nun andere Airlines ermutigt hat, diese Regelung ebenfalls einzuführen, zum Schaden der Reisevertriebs“, tadelt Jochen Szech, Präsident des asr.

Es gibt laut dem Mittelstandsverband keinen fairen Wettbewerb mehr im Vertrieb der Lufthansa und anderer großer Airlines. Große Ketten würden zum Teil von den GDS-Gebühren befreit und Großkunden mit Vergünstigungen, wie Lounge-Besuchen gelockt. Die offizielle Begründung der Lufthansa hält der asr Präsident für fadenscheinig: „Die Fluggesellschaften behaupten, dass der Vertrieb über die klassischen GDS zu teuer sei, jedoch verschweigen sie die enormen Kosten der Suchmaschinen, für den immer größer werdenden Direktvertrieb.“

Für Szech ist nicht nachvollziehbar, warum der Reisevertrieb ausgeschaltet werden soll: „Die Airlines wollen detailliertere Kunden-Daten, als die GDS heute liefern können. Sie verstehen aber nicht, dass sie dabei auf der anderen Seite Google umfangreiche Kundendaten übermitteln und dafür auch noch bezahlen.“

Schon seit langem betont der asr, dass es im eigenen Interesse der Fluggesellschaften sein sollte, die traditionellen Vertriebspartner besser zu unterstützen, auch finanziell: „Warum bezahlen sie nicht uns, ihre etablierten, immer noch loyalen Reisebüropartner? Wir buchen umsonst, ersetzen in Krisenzeiten die sogenannte „Hotline“ der Airlines und geben auch noch gratis die Passdaten ein, obwohl dafür einzig und allein die Airlines zuständig sind“, konkretisiert Szech weiter.

Auch zeigt er sich nicht verwundert, dass Lufthansa versuche, ihre starke Marktposition in Deutschland zu nutzen, um die Lasten der geschäftlichen Partnerschaft immer stärker zu Ungunsten der Reisebüros zu verschieben.

„Das die EU-Kommission durch ihre Untätigkeit nicht nur die Lufthansa bei dieser unfairen Praktik gewähren lässt, sondern auch noch weitere Fluggesellschaften ermuntert, es ihr gleich zu tun, ist schlichtweg ein Skandal!“, empört sich der Präsident des asr über die jüngste Entwicklung am Markt und fordert die EU-Kommission nun zu einer zügigen Bearbeitung der offenen Fragen auf.