Sieben-Punkte-Papier des asr zur aktuellen gesellschaftlichen Diskussion
- Die Auswirkungen des Reiseverkehrs auf das Weltklima stellen eine Herausforderung für alle Entscheider und Beschäftigten im Tourismus dar – der Tourismus ist aber nicht das Hauptproblem.
• Der Tourismus trägt nach Berechnungen der UNWTO zu 10,4% der weltweiten Wirtschaftsleistung bei, aber nur – je nach Studie – zu drei bis acht Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes.
• Der asr wird seine Mitglieder aktiv auffordern und unterstützen, durch Produktgestaltung, Wertschöpfung in den Zielgebieten und andere Maßnahmen diese Relation beizubehalten und nach Möglichkeit weiter zu verbessern. - Die Reduktion des CO2-Ausstoßes im Tourismus ist wichtig. Das setzt die Branche seit Jahren um und wird diesen Weg konsequent fortsetzen.
• Der Luftverkehr trägt nur zu 2,7% zu den Treibhausgasen bei und hat die Effizienz beim Kerosinverbrauch seit 1990 mehr als verdoppelt. Die Kreuzfahrtbrache hat sich schärfere Normen gesetzt als dies gesetzlich geregelt ist.
• Der asr wird sich in der Politik dafür einsetzen, dass verstärkt innovative Forschungsprojekte gefördert werden, die eine weitere Reduktion der durch den Tourismus verursachten Emissionen anstreben und die Beteiligten in ihren Bemühungen noch besser unterstützen. - Treibhausgase im Tourismus stellen eine zunehmende Herausforderung dar. Sie dürfen aber nicht isoliert betrachtet werden, sondern nur im ganzheitlichen Kontext aller Wirkungen und Auswirkungen des Tourismus.
• Tourismus trägt zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung in den Zielgebieten bei, vor allem in Schwellenländern. Tourismus reduziert die Ursachen für Flucht und Migration und steigert die lokale Wertschöpfung. Eine massive Reduzierung von Tourismus würde auf den Kanaren und den griechischen Inseln, in der Türkei und in Nordafrika sowie in vielen weiteren Zielen zu einer neuen Verarmung führen. Die touristische Nachfrage nach einzigartigen Reiseerlebnissen kann zudem dazu beitragen, dass der Erhalt der Natur in den Zielgebieten wirtschaftlich attraktiver wird als z.B. das Abholzen der Wälder für den Holzabbau oder die Landwirtschaft.
• Der asr wird sich in Politik und Gesellschaft dafür einsetzen, dass in der Diskussion um die Klimaauswirkungen des Tourismus auch die Wertschöpfung im wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Bereich im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung berücksichtigt wird. - Verzicht auf CO2-Ausstoß ist besser als CO2-Kompensation. Aber CO2-Kompensation ist besser als keine CO2-Kompensation. Gefordert sind hier vor allem die Verbraucher.
• Reisen verursacht immer CO2-Ausstoß, je nach Verkehrsmittel mehr oder weniger. Fast alle Verbandsmitglieder bieten ihren Kunden an, den bei Urlaubsreisen produzierten Ausstoß von CO2 zu kompensieren. Immer häufiger übernehmen die Veranstalter diese Kosten sogar anteilig oder komplett. Die Akzeptanz der Verbraucher für diese Angebote ist aber noch viel zu gering und liegt branchenweit im niedrigen einstelligen Prozentbereich
• Der asr wird seine Mitglieder ermuntern und unterstützen, diese Leistungen noch aktiver anzubieten und vermehrt auch selbst tätig zu werden, z.B. im Bereich der Flächenaufforstung, um mit neuem Baumbestand CO2 zu binden. Der asr fordert die Politik auf, die Touristikbranche in ihrem Bemühen zu un-terstützen, die Verbraucher verstärkt über die Möglichkeiten der CO2-Kompensation zu informieren und entsprechende Programme zu fördern. - Nicht jede Flugreise ist notwendig oder sinnvoll. Bei der Analyse ist aber Reflexion der bessere Ansatz als pauschale Flugscham.
• Kurzstreckenflüge, innerdeutsche Zubringerflüge und häufige Wochenendflüge zu europäischen Metropolen gehören auf den Prüfstand. Eine generell ablehnende Haltung zu allen Flugreisen bringt aber die Gesellschaft in der Frage der Treibhausgase nicht weiter. Dies gilt insbesondere, so lange PKW, Schiffe und Bahn keine echten Alternativen darstellen – teils, weil sie auch nicht klimagünstiger sind, teils weil mit ihnen viele Ziele nicht sinnvoll erreichbar sind.
• Der asr wird sich mit Präsidium, Vorstand und Mitgliedern aktiv in jede konstruktive Diskussion einbringen, die einen ganzheitlichen Ansatz für nachhaltigere Lösungen in Touristik, Transport und Logistik erarbeitet. Der asr wird strategische Maßnahmen zur Lenkung von Reisendenströmen unterstützen – aber er spricht sich eindeutig gegen jede Form von Reiseverboten aus.
Der asr wird sich in der Politik noch stärker dafür einsetzen, dass die Schieneninfrastruktur vorrangig ausgebaut wird. Zudem muss das Fernverkehrsangebot auf der Schiene durch die Wiedereinführung von Produkten für Urlaubsreisen wie z.B. Schlafwagen und Kurswagen sowie eine leistungsgerechte Vergütung für Vertriebspartner wieder zu einer attraktiven Alternative zur PKW-Anreise werden. - Reisen ist eine gesellschaftliche Errungenschaft für alle – es darf kein Privileg für wenige werden.
• Reisen zum Zwecke der Erholung, aber auch zum Erleben fremder Kulturen und Austausch mit anderen Nationen ist eine große Errungenschaft unserer modernen Gesellschaft und trägt zu Frieden, Freiheit, Wohlstand und Völkerverständigung aller bei. Das Reisen muss daher allen Menschen zugänglich bleiben und darf nicht nur den Besserverdienern vorbehalten sein.
• Der asr wird sich in den politischen Entscheidungsgremien dafür einsetzen, dass das Reisen auch unter der Berücksichtigung von Klimaaspekten bezahlbar bleibt und die Kostenlast für den Klimaschutz keinesfalls unverhältnismäßig durch die Touristik zu tragen ist. - Die Touristikbranche ist gefordert, selbstkritisch zu überprüfen, wo eigene Flugreisen sinnvoll und notwendig sind und wo nicht.
• Die Touristik muss überprüfen, inwiefern Inforeisen, Auslandsjahrestagungen, PEPs etc. im bisherigen Maße auch zukünftig als Flugreisen durchgeführt werden müssen, oder ob hier nicht eine Beschränkung möglich, sinnvoll und sogar zum Teil erforderlich ist.
• Der asr wird seine Programme zum e-Learning weiter konsequent ausbauen und von der Politik Unterstützung hierfür einfordern, um sicherzustellen, dass Aus-, Fort- und Weiterbildung soweit möglich und sinnvoll noch stärker als bisher über Webinare, Online-Plattformen etc. stattfindet.